Das Original, das diesem Gipsabguss als Vorlage dient, stammt aus der von Echnaton gegründeten Stadt Achet-Aton, heute als Tell el-Amarna bekannt. König Echnaton ließ diese Stadt neu gründen, um einen Übergang in ein neues Zeitalter zu markieren, in dem der von ihm verehrte Gott Aton die wichtigste Gottheit Ägyptens wurde. Aton wurde üblicherweise als Sonnenscheibe, die hoch am Himmel steht, dargestellt, so ist es auch in diesem Hausaltar der Fall. Von Aton aus reichen viele „Strahlenarme“ hinunter zur Königsfamilie, die dort in kleinen Händen münden. In vier dieser Hände befinden sich Anch-Zeichen. Diese Zeichen werden dem Königspaar, Echnaton und Nofretete, an die Nase gehalten, um ihnen Leben zu spenden. Echnaton und seine Gemahlin sitzen sich in der Szene auf Sesseln gegenüber. Beide tragen eine Krone, die mit einer oder mehreren Uräusschlangen verziert ist, sie stellen ein Symbol für die Herrschaft über Ägypten dar. Bekleidet sind beide mit dünnen, plissierten Stoffen, Echnaton in einem kurzen Schurz und Nofretete in einem langen Kleid. Bei dem Königspaar befinden sich die ältesten drei ihrer Töchter. Meritaton, die älteste Tochter, wird von Echnaton in seinem Arm gehalten und geküsst, während Meketaton auf dem Schoß ihrer Mutter sitzt. Anchesenpaaton, die zu diesem Zeitpunkt die Jüngste ist, lehnt an der Schulter ihrer Mutter und spielt in kindlicher Manier an deren Krone.
Die Königsfamilie ist von mehreren Inschriften umgeben. Es findet sich zweimal der gleiche Text in den fünf Kolumnen jeweils rechts und links von Aton, der Sonnenscheibe. Die Namen von Echnaton und Nofretete stehen weiter außen, jeweils neben dem des Aton, oberhalb ihrer beiden Köpfe. Die Inschrift über Echnaton, die sich über drei Kolumnen erstreckt, ist größtenteils zerstört. Vermutlich enthält sie jedoch denselben Inhalt wie der Beginn der Inschrift über Nofretete, die vier Kolumnen lang ist. Neben jeder der drei Königstöchter befindet sich jeweils ein weiterer Text. Dieser ist individuell an den freien Platz angepasst, enthält jedoch immer den gleichen Inhalt. Lediglich der Name der Prinzessinnen wurde angepasst. Im linken Text über zwei Kolumnen nennt er Meritaton, im mittleren Text über drei Kolumnen nennt er Meketaton und im rechten Text über eine Kolumne nennt er Anchesenpaaton.
Da zur Amarnazeit unter der Herrschaft Echnatons die Menschen nicht in direkten Kontakt mit dem Gott Aton treten konnten, sondern Echnaton und seine Familie als Mittler zwischen Mensch und Gott standen, musste die Königsfamilie angebetet werden, um den Segen und die Gunst Atons zu erhalten. Daher ist es denkbar, dass jedes wohlhabendere Wohnhaus in Achet-Aton einen Schrein besaß, der mit einem Hausaltar wie diesem ausgestattet war. Man würde also davon ausgehen, dass es viele weitere Altarreliefs mit dieser Darstellung geben müsste, der im Ägyptischen Museum Berlin ausgestellte Hausaltar ist jedoch das einzige Objekt dieser Art, das in einem solch guten Zustand erhalten blieb.
Doch auch die Darstellungsweise an sich ist ungewöhnlich: Im Kunst-Kanon des alten Ägypten waren Personen zumeist in starrer, wenig naturalistischer Haltung abgebildet, in der Amarnazeit jedoch wurde diese Art der Darstellung aufgebrochen: Die Intimität eines persönlichen Moments, die in diesem Relief festgehalten wird, ist außergewöhnlich, ebenso wie die Kinder, die in der Abbildung spielen, wie es sonst kaum zu sehen ist. Nicht zuletzt die Bewegtheit dieser Szene ist ein Merkmal der amarnazeitlichen Darstellungsformen. [DB]