Fast könnte man sie übersehen – die Gedenktafel für Georg Forster, die mitten in der trubeligen Eingangshalle in dem nach ihm benannte Gebäude hängt. Auf der dunkelgrauen Metallplatte ist der Kopf eines Mannes zu sehen, der eine Perücke, ein Jackett und vor der Brust ein merkwürdiges Gebilde trägt. Die Inschrift identifiziert den Dargestellten: "Georg Forster 1754–1794". Der berühmte Naturforscher, Ethnologe und Politiker kam 1788 als leitender Bibliothekar an die Mainzer Universität und wurde während der Französischen Revolution auch politisch aktiv. Er gründete die Mainzer Republik, die erste Demokratie auf deutschem Boden.
Hintergründe
Unterschiedliche Materialien und Techniken erfordern – abseits von ästhetischen und gestalterischen Vorlieben – unterschiedliche Umsetzungen. Ist Tischbeins Porträtgemälde von Georg Forster weicher in Farbauftrag und Lichtstimmung, so zeigt sich Biernaths Umsetzung in Bronze reduzierter, kantiger und wahrhaftig "griffiger", wie der Abrieb an Forsters Nasenspitze zeigt.
Weltumsegelung mit James Cook
Bereits als 17-jähriger begleitete Georg Forster mit seinem Vater Johann Reinhold Forster den berühmten englischen Kapitän James Cook auf dessen zweiter Weltumsegelung. Nach der Rückkehr veröffentlichte der junge Wissenschaftler seine naturkundlichen Beobachtungen mit eigenhändigen Illustrationen. Das Buch erschien 1777 zunächst in englischer Sprache und 1778 als "Reise um die Welt" auf deutsch. Es wurde ein Publikumserfolg und gilt als wegweisend für die moderne Reiseliteratur. In der UB kann es in verschiedenen Ausgaben ausgeliehen werden.
Hat die Pflanze unter der Gedenktafel etwas mit Georg Forster und seinen Naturstudien zu tun? Nein, die Klivie unter dem Relief stammt ursprünglich aus den südlichen Regionen Afrikas. Eine Pflanze, die Forster und sein Vater in Tahiti 'entdeckten' und die wegen ihrer Blüten später in Europa sehr beliebt wurde, ist z.B. die "Barringtonia". Anstelle ihres tahitianischen Namens "Huddu (huddoo)", den die beiden Forscher kannten, benannten sie die Pflanze zum Dank nach Daines Barrington um. Barrington war zu diesem Zeitpunkt der Vizepräsident der Londoner Royal Society und hatte die beiden für die Weltumsegelung empfohlen.
Den wissenschaftlichen Namen der Pflanze versahen sie auch mit ihren eigenen Namenskürzeln, um sie im Wettbewerb der europäischen 'Entdecker' für sich beanspruchen zu können. Eine Ausstellung in der Schule des Sehens thematisierte bereits 2024 den Forscher Georg Forster aus einem postkolonialen Blickwinkel.
Lektüretipp: Reisende Pflanzen (1/2) - Über die Kolonialgeschichte unserer Gärten und Balkone
Zwischen Münsterplatz und Schillerplatz gelegen, war das Proviant-Magazin vormals ein Lagergebäude – heute befindet sich darin das Fastnachtsmuseum und das Deutsche Kabarettarchiv. In direkter Nachbarschaft entstanden zu Beginn des 18. Jahrhunderts Wohnungen für Universitätsangestellte und ihre Familien. Auch Georg Forster lebte hier. Daher ist in der Neuen Universitätsstraße 5 ein weiterer Abguss des Bronzereliefs von Irmgard Biernath zu finden.