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Universitätsbibliothek Mainz

Test medizinischer Lerntools

Die Bereichsbibliothek Universitätsmedizin führte in den Monaten Mai und Juni 2022 einen breit angelegten Test von digitalen Lerntools durch, um zu entscheiden wie Studierende und Lehrende zukünftig bestmöglich mit Literatur und Informationen versorgt werden können. Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen bedanken, die an der Evaluation teilgenommen haben.

Im Test befand sich ein breites Spektrum medizinischer Lerntools – von Lernplattformen, über digitale Bücher und Lernvideos bis hin zu Apps. Einige Tools waren bereits lizenziert oder bestellt, andere im Test. 

Die Evaluation lief vom 07.06. – 30.06.2022 und richtete sich an alle Studierende und Mitarbeitende des Fachbereichs Universitätsmedizin.  

Entscheidung: Die Ergebnisse der Befragung wurden im November 2022 in den Gremien des Fachbereichs vorgestellt und mit Lehrenden und Studierenden entschieden.

Lernplattformen
Aufgrund der Energiekrise stehen im Fachbereich nur Mittel für eine Lernplattform zur Verfügung. Das eindeutige Votum fiel auf Amboss, welches weiter lizenziert wird:

E-Book-Pakete
Thieme eRef wird um zwei Module ausgeweitet, so dass in Kürze der Zugriff auf vier Module möglich sein wird:

  • Chirurgie & Orthopädie (bereits lizenziert)
  • Zahnmedizin (bereits lizenziert)
  • Innere Medizin (ab 2023)
  • Radiologie (ab 2023)

Außerdem stehen weiterhin Meditricks, alle deutschsprachigen Springer E-Books, sowie E-Books diverser Verlage zur Verfügung.

Eine Übersicht aller elektronischen Ressourcen finden Sie auf der Fachinformationseite Klinische Medizin.
 

438 Studierende beantworteten die Umfrage, was einen Recall von 13% bedeutet (14% für Humanmedizin und 6% für Zahnmedizin).

Es wurde nach fünf Bereichen gefragt: 

  • Nützlichkeit der getesteten Lerntools und Kaufempfehlung
  • Für welche Zwecke die getesteten Lerntools verwendet werden
  • Wichtigkeit der von den getesteten Tools angebotenen Inhalte und deren Verwendung
  • Funktionalitäten, die für das Lernen und die Prüfungsvorbereitung wichtig sind
  • Top-Funktionalitäten von E-Book-Plattformen

Anschließend gab es die Gelegenheit für Lob, Kritik und Kommentare.

Wer hat die Umfrage beantwortet?

Von den 438 Teilnehmenden waren 410 Humanmedizin- und 28 Zahnmedizinstudierende.

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Abbildung 1. Studienfach

Insgesamt gaben 53% der Antwortenden an, in der Vorklinik, 46% in der Klinik und 1% beides zu sein.

Tortendiagramm mit Angabe des Studienabschnitts
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Abbildung 2. Studienabschnitt

Die Studierenden der Humanmedizin (Vorklinik und Klinik) waren überdurchschnittlich vertreten; nur 6% der Zahnmedizinstudierenden nahmen an der Umfrage teil, rund zwei Drittel davon aus der Vorklinik. In der Veranstaltung für die Zahnmedizin konnten die Bedürfnisse in einer intensiven Diskussion geklärt werden.

Die Nutzerinnen und Nutzer konnten drei Lernplattformen: AMBOSS, via medici und Meditricks; fünf E-Book-Plattformen: ProQuest e-Book Central, beck ELibrary, De Gruyter, ClinikalKey Student, SpringerLink und Thieme eRef sowie drei Special-Interest-Angebote: DermaCompass, Heidelberger Klinische Standards und Scanbooster testen.

Bei den Lernplattformen haben 87% AMBOSS ausprobiert, gefolgt von via medici (76%) und Meditricks (56%). Etwa 60% der Studierenden, die via medici genutzt haben, kamen aus der Vorklinik. Meditricks wurde nur von 2% der Zahnmedizinstudierenden getestet.

Bei den E-Book-Plattformen sticht eRef von Thieme mit 55% der Befragten, die es ausprobiert haben, deutlich hervor. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Plattform Lehr- und Fachbücher aus der Human- und Zahnmedizin sowie Fachzeitschriften und Übersichtsartikel enthält. Neben der Facharztweiterbildung stehen auch Inhalte für Studium und Lehre bereit, zum Beispiel Prometheus Anatomie oder Duale Reihe Anamnese und Klinische Untersuchung. Etwa 30% der Studierenden haben SpringerLink ausprobiert. Hier finden sich unter anderem alle deutschsprachigen medizinischen und zahnmedizinischen Lehr- und Fachbücher sowie Nachschlagewerke des Springer Verlags, zum Beispiel Physiologie des Menschen oder Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie. Nur 11% haben ClinicalKey Student von Elsevier getestet.

Die Special-Interest-Angebote wurden von den Teilnehmenden wie folgt genutzt: Scanbooster (13%), eine Ultraschall-Training-App, Heidelberger Klinische Standards (7%), umfassen Lehrbücher mit passenden Lehr-Videos zu Untersuchungsmethoden, Standardprozeduren und Gesprächsführung, und schließlich DermaCompass (3%), ein Diagnosetool für die Dermatologie.

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Abbildung 3. Von Studierenden getestete Tools

In der fünften Frage wurden die Teilnehmenden gefragt: „Finden Sie die getesteten E-Books und E-Journals, Apps oder Video- und Lernplattformen nützlich? Würden Sie der Bibliothek empfehlen sie zu kaufen?“

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Abbildung 4. Nützlichkeit der und Kaufempfehlung für die getesteten Lernplattformen

Lernplattformen

AMBOSS war sowohl für die Human- als auch die Zahmedizinstudierenden die nützlichste Plattform, gefolgt von via medici. Die Kaufempfehlung für Meditricks (88%) ist im Vergleich zu AMBOSS (99%) oder via medici (97%) etwas niedriger.

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Abbildung 5. Nützlichkeit der und Kaufempfehlung für die getesteten E-Book-Plattformen

E-Book-Plattformen

Bei den E-Book-Plattformen wird Thieme eRef eindeutig als sehr nützlich angesehen (97%) und zum Kauf (93%) empfohlen, sowohl von Studierenden der Human- als auch der Zahnmedizin, und zwar etwas mehr für Studierende der Klinik als der Vorklinik. Mit ähnlichen Ergebnissen folgt SpringerLink.

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Abbildung 6. Nützlichkeit der und Kaufempfehlung für die getesteten Special-Interest-Lerntool

Special Interest

Scanbooster und die Heidelberger Klinischen Standards haben das Interesse unserer Nutzerinnen und Nutzer geweckt, insbesondere die des Bereichs Humanmedizin Klinik. Zwischen 95 und 97% der Personen, die diese Tools getestet haben, fanden sie nützlich. 90% empfahlen den Kauf der Heidelberger Klinischen Standards, verglichen mit 82% für Scanbooster.

295 von 438 Befragten hatten fünf Minuten Zeit, um detailliertere Fragen zu den getesteten Produkten zu beantworten.

Wir wollten wissen, wie unsere Nutzerinnen und Nutzer die von uns getesteten Lerntools nutzen würden, eher zur Prüfungsvorbereitung, zum alltäglichen Lernen oder beides. Lernplattformen werden schwerpunktmäßig zum Lernen genutzt. Hervorzuheben ist AMBOSS, das sowohl zum Lernen als auch zur Prüfungsvorbereitung genutzt wird.

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Abbildung 7. Verwendungszwecke der getesteten Lernplattformen

Auch die E-Book-Plattformen wurden hauptsächlich zum Lernen genutzt.

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Abbildung 8. Verwendungszwecke der getesteten E-Book-Plattformen

Bei den Special-Interest-Tools würde Scanbooster eher als Lernwerkzeug eingesetzt werden. Nur die Heidelberger Klinischen Standards würden nicht nur zum Lernen, sondern auch zur Prüfungsvorbereitung verwendet werden.

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Abbildung 9. Verwendungszwecke der getesteten Special-Interest-Lerntools

Nach Analyse der auf den verschiedenen Plattformen angebotenen Inhalte identifizierten wir sechs wichtige Kategorien: Medien (Abbildungen, Podcast und Videos), interaktive Lernmedien (Quiz, Overlays), IMPP-Fragen, 3-D-Modelle, Fallbeispiele und Lehrbücher. Wir haben unsere Nutzerinnen und Nutzer gefragt, welche Inhalte für sie wichtig sind und wofür sie sie nutzen würden.
Die meisten Studierenden (> 50%) nutzen die verschiedenen Inhalte sowohl zum Lernen als auch zur Prüfungsvorbereitung.
Dabei fallen die Lehrbücher auf, die 35% nur zum Lernen nutzen, und die IMPP-Fragen, die 31% nur zur Prüfungsvorbereitung verwenden.

 

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Abbildung 10. Bewertung der von den getesteten Tools angebotenen Inhalte und deren Verwendung

Nach Analyse der auf den verschiedenen Plattformen angebotenen Inhalte identifizierten wir sechs wichtige Kategorien: Medien (Abbildungen, Podcast und Videos), interaktive Lernmedien (Quiz, Overlays), IMPP-Fragen, 3-D-Modelle, Fallbeispiele und Lehrbücher. Wir haben unsere Nutzerinnen und Nutzer gefragt, welche Inhalte für sie wichtig sind und wofür sie sie nutzen würden.

Die Anbieter der verschiedenen Lernplattformen bieten unterschiedliche Funktionalitäten an. Wir haben zwölf Funktionen identifiziert und nach ihrer Wichtigkeit und Verwendung gefragt.

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Abbildung 11. Funktionalitäten, die für das Lernen und die Prüfungsvorbereitung wichtig sind

Sowohl für das Lernen als auch für die Prüfungsvorbereitung halten mehr als 80% folgende Punkte für wichtig: die Offline-Nutzung von Inhalten und die Zusammenstellung von Lerninhalte nach Fächern, Organsystemen oder Leitsymptomen, gefolgt von IMPP-Fragen als individuelle Lernhilfe und Lernfortschrittsüberprüfung (76%), Lernkarten erstellen (64%) und die Lernfortschritt überprüfen (64%). Die Vorlesefunktion (70%) ist definitiv keine wichtige Funktionalität.

Außerdem bieten die verschiedenen Anbieter von E-Book-Plattformen unterschiedliche Funktionen an, um Studierende zur Nutzung ihrer Produkte zu bewegen. In Frage 10 wurden die Teilnehmenden gefragt, „Welche Funktionalitäten sind für Sie wichtig bei einer E-Book-Plattform?“

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Abbildung 12. Zusätzliche fachliche eRef-Module, die die Bibliothek erwerben sollte

Die Studierenden möchten vor allem das ganze Buch (90%) oder zumindest die Kapitel (64%) downloaden können. Alle anderen Funktionalitäten sind von marginalem Interesse.
Von den Teilnehmenden, die die E-Book-Plattform Thieme eRef getestet haben, wollten wir wissen, welche Module die Bibliothek anschaffen sollte. 52% würden allgemeine E-Books (Prometheus Anatomie, Checklisten aller Fächer, Duale Reihe Anamnese und Untersuchung) kaufen und 27% zusätzlich Fachbücher für die klinischen Fächer. Von den letzteren sind es insbesondere die Module Innere Medizin (86%) und Chirurgie & Orthopädie, Unfallchirurgie (67%).

Neben den Kommentaren zu den verschiedenen Tools, hatten die Umfrageteilnehmenden auch die Gelegenheit, einen generellen Schlusskommentar, Lob oder Kritik abzugeben.

AUSWAHL AN SCHLUSSKOMMENTAREN

Vielen Dank, dass Sie uns die Möglichkeit geben so viele verschiedene Plattformen zu testen und Ihnen unser Feedback so wichtig ist! Ich weiß von anderen Unis, denen die Meinung der Studierenden nicht so wichtig ist.

Vielen Dank, dass Sie die Bibliothek so hervorragend führen! Ich hoffe, dass das nötige Geld für die Anschaffungen gestellt wird.

Danke für Ihre Mühen und das stetige Verbessern der Inhalte!

Danke, dass wir als Studierende ‚mitreden‘ dürfen!

Insgesamt wurde das Freitextfeld zum Abschluss 97-mal ausgefüllt.
Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen bedanken, die an der Umfrage teilgenommen haben. Wir nutzen die Ergebnisse, um unser Angebot zu verbessern.
Vielen Dank!

Bei der Bewertung der Produkte spielen verschiedene Faktoren eine Rolle:

  • Dienen sie dem Lernen oder der Prüfungsvorbereitung im engeren Sinne (IMPP-Fragen)?
  • Sind sie für Lehrende wie Lernende gleichermaßen interessant?
  • Wie ist die Übernahme von Inhalten in die eigenen Lehrmedien wie z. B. Moodle oder Lernmedien wie z. B. Anki-Lernkarten geregelt – technisch wie rechtlich?
  • Wie ist der finanzielle Rahmen?

In die folgende Bewertung fließen die Umfrageergebnisse, die Diskussionen in den Veranstaltungen und Einzelrückmeldungen ein.

Die Diskussionen in der Fachschaft Klinische Medizin und mit einzelnen Studierenden decken sich im Wesentlichen mit den Umfrageergebnissen.

Leider haben sich nicht so viele Dozierende an der Umfrage beteiligt. Zusammen mit der Einschätzung der Unterrichtsbeauftragten, die sich im Medizin-Didaktik-Programm engagieren, konnten dennoch wertvolle Rückschlüsse über die Bedürfnisse der Lehrenden gezogen werden.

Lernplattformen

Ein klares Ergebnis ist die Bedeutung von Lernplattformen wie AMBOSS oder via medici für die Studierenden. Mindestens eine, besser jedoch beide sollten zur Verfügung stehen. AMBOSS erleichtert die Übernahme von Inhalten mit günstigen rechtlichen Rahmenbedingungen und Tools (Anki-Add-on). Thieme via medici ist auch interessant, weil viele Lehrbücher hinterlegt sind, die Übernahme von Inhalten ist aber sehr beschränkt. Meditricks ist vor allem für viele Studierende eine wertvolle Ergänzung zum Lernen und sollte weiter verfügbar bleiben.

E-Book Plattformen

Bei den E-Book-Plattformen steht Thieme eRef hoch im Kurs und sollte auf weitere Fächer ausgedehnt werden (in Abhängigkeit von einer möglichen via medici-Lizenzierung und der darin enthaltenen E-Books). Die Plattform SpringerLink ist bei Studierenden wie Lehrenden beliebt – auch aufgrund der großzügigen Download-Möglichkeiten – und sollte weiter ausgebaut werden. Überraschenderweise fand die Plattform Elsevier ClinicalKey Student einen geringen Zuspruch, obwohl interessante Lehrbuch-Titel enthalten sind. Die erschwerten Zugangs- und Nutzungsmöglichkeiten spielen wohl eine Hauptrolle dabei. Die anderen E-Book-Plattformen wurden wenig getestet, mutmaßlich spielen einzelne darin enthaltene E-Books eine wichtige Rolle, was sich anhand der Nutzungsstatistik nachweisen lässt, die Plattformen als Ganzes jedoch nicht.

Special Interest Produkte

Ein Fazit bei den Special-Interest-Produkten ist, dass sie für den erfolgreichen Einsatz ganz konkret in die Lehre eingebaut werden sollten, das gilt hier vor allem für die Ultraschall-App Scanbooster. Die Heidelberger Klinischen Standards können als E-Books beziehungsweise methodische Lehrvideos für verschiedene Zwecke genutzt werden, außerdem sind sie als Non-Profit-Produkt einer Universitätsklinik strategisch und finanziell anders zu bewerten.

Die Bibliothek möchte in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Universitätsmedizin, mit Studierenden wie Lehrenden mit den verfügbaren Mitteln ein bestmögliches Angebot machen. Wir hoffen, dass wir diesem Anspruch gerecht werden und bauen auch künftig auf eine gute Zusammenarbeit mit Ihnen.

Kontakt

Sie haben Fragen oder Feedback? Das Team der Bereichsbibliothek Universitätsmedizin hilft Ihnen gerne weiter:

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